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Aktivitätstracker - interessant aber meist leider unbrauchbar

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Update 2014-12-03: Absatz mit heise-Artikel zu Versicherungs-Rabatt gegen Datenweitergabe

Wenn man viele Daten über sich sammelt, sind Aktivitätstracker bald einmal eine Investition, die interessant erscheint. Wenn ich mein digitales Leben mit Dingen wie Memacs weitestgehend erfassen und auswerten kann, bieten Aktivitätstracker die Möglichkeit, das "analoge Leben" ebenfalls mitzuerfassen.

Wäre es nicht witzig, wenn man den Verlauf von der Pulsfrequenz während der Matura in Nachhinein anschauen könnte? Oder Statistiken ableiten, wie der Verlauf vom Gewicht mit der durchschnittlichen körperlichen Betätigung korreliert? Sofern man sich für solche Dinge interessiert, scheinen die Möglichkeiten mit solchen Gadgets schier endlos.

Nun hat auch der Konzern Microsoft mit Band (Artikel bei heise) ein Produkt auf den Markt geworfen. Im Gegensatz zur Konkurrenz (Apple Watch, Jawbone, Garmin vívofit, fitbit Flex, Samsung Gear Fit, und hunderte weitere) bietet Band ein breiteres Spektrum an integrierten Sensoren: Puls, Beschleunigung, Temperatur, Herzfrequenz, GPS, UV-Strahlung, Hautwiderstand und Feuchtigkeit.

Was für ein Eldorado für einen Quantified-Self-Begeisterten!

Jedoch ist es leider in den meisten Fällen so, dass diese Sensordaten fix an die Cloud des jeweiligen Herstellers gebunden sind. So ist man auf Gedeih und Verderb an die jeweilige Firma gebunden und schaut durch die Finger, wenn das Produkt nicht mehr weiter unterstützt wird oder wenn die Firma vom Markt verschwindet.

Außerdem sehe ich das sehr kritisch, wenn sensible Gesundheitsdaten massenweise in der Cloud von (meist amerikanischen) Firmen gesammelt werden. Egal, was die jeweiligen Firmen sagen: amerikanische Behörden und (durch die unausweichlichen Sicherheitslöcher) ebenso Hacker haben bei Interesse Vollzugriff auf alle Daten in der Cloud. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch hier Massenhacks öffentlich werden. Ganz zu schweigen von den vielen Vorfällen die aus vielen Gründen nie öffentlich werden.

Die Übertragungs-Protokolle der Aktivitätstracker sind selten bis nie offengelegt. Das erschwert oder verhindert das effiziente Auswerten der eigenen Daten ohne Cloudanbindung. Somit ist man ganz nach vendor lock-in Manier ausgeliefert. Was der Hersteller an Funktionen nicht anbietet, wird es nie geben.

Update 2014-12-03: In einem Kommentar von heise wird die aktuelle Entwicklung ebenso kritisiert: Rabatte auf Versicherungsleistungen, wenn man seine sensiblen Daten aus der Hand gibt. Aus sehr vielen Gesichtspunkten ist das eine dumme Idee: chronisch Kranke können sich dann deutlich weniger leisten, Unfallopfer sind finanziell benachteiligt, Interpretationen von Algorithmen bestimmen über deutlich unteschiedliche Versicherungsbeiträge, und und und. Diese Szene von Volker Pispers veranschaulicht (noch) in humoristischer Weise, wo die Reise hingeht, wenn man diesen Entwicklungen nicht schon im Ansatz entschieden entgegentritt.

Doch nun zurück zum Thema mit den Aktivitätstrackern:

Gäbe es Aktivitätstracker mit offenem Protokoll ohne Cloud-Anbindung, so könnten zig tausende Quantified-Self-Begeisterte in der ganzen Welt eigene Module entwickeln, Anbindungen zu diversen Tools implementieren und die verrücktesten Auswertungen erstellen. Aus meiner Sicht eine wunderbare Win-Win-Situation für Kunden als auch für Hersteller, die sich weit weniger auf Support durch Software konzentrieren müssen.

Ich bin gespannt, ob das Cloud-Pendel auch mal wieder zurückschwingt und auch der Durchschnittskonsument soweit sensibilisiert ist, dass er darauf achtet, wo seine Gesundheitsdaten überall landen.

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